Schriftverkehr zwischen Fleur Salome und dem Wiener Gast
Fleur Salome schreibt: „Den Beruf des Coachings habe ich mir schon öfters überlegt. Allerdings ist es für mich noch nicht ganz klar, in welcher Richtung ich gehen möchte. Ob es für mich das richtige ist…“
Der Wiener Gast antwortet mit Ausschnitten aus einer gemeinsamen Session:
Liebe Fleur,
darauf kann ich jetzt nur per Mail antworten.
Mein innerer Erzähler erzählt euphorisch: „Ja, probieren Sie es einfach. Halber Preis, dafür angezogen. Location: Studio Unschlagbar in München. Dann können die Leute plärren, das ist dort öfter der Fall. Und wenn es gar nicht mehr anders geht, gäbe es notfalls auch einen Mundknebel, mit dem Sie ja umzugehen wissen…“.
Schmäh ohne: Gerne würde ich das mit Ihnen ausprobieren. Ein Szenario könnte in etwa so aussehen:
Ich komme zu Ihnen. Studio Unschlagbar, die Adresse kenne ich also.
Nur diesmal sitzen wir beide, und zwar gegenüber.
„Warum genau bist du hier, mein lieber Wiener?“ fragen Sie mich.
„Ich sitze auf so vielen - im Wesentlichen ungenutzten - Leidenschaften. Es ist mir jedoch nicht möglich, diese zu leben. Etwas in mir ist so dagegen.“ sage ich, als hätte ich mich bereits darauf vorbereitet.
„Ich weiß.“, antworten Sie. „Kannst du dich noch daran erinnern, was ich dir ganz zu Beginn gesagt habe? Deine große Wunde im Brustkorb ist dein Portal, aber du wirst viele Tränen weinen müssen, um es zu öffnen“, sagen Sie.
„Ja, so oder so ähnlich haben Sie es mir gesagt.“ bestätige ich. „Ich bin nicht wirklich devot oder vielleicht nur dann, wenn ich mich unterlegen fühle. Nur ist das dann keine Veranlagung. Masochistisch bin ich schon eher, aber auch das nicht zu 100%. Wie das alles zusammenpasst, weiß ich nicht und es macht mich mehr und mehr verzweifelt.“
Ihre Antwort ist wieder kurz und auf den Punkt: „Ich weiß.“
„Sessions sind schön, aber letztlich eine Art Droge. Heilsam in dem Sinn sind sie - zumindest für mich - nicht.“ fahre ich weiter fort.
Sie: „Auch das weiß ich. Ausnahmen gibt es vielleicht, die gibt es immer. Aber ja, eine Linderung habe ich auch selten beobachtet.“
Nun gehen Sie mit mir in eine Phantasie und ich spüre rasch, wie Wut in mir aufkommt. Sie gehen noch ein wenig weiter, beflügeln diese Wut, bevor Sie mich fragen: „Möchtest du mir diese Wut zeigen? Wie sind Ihre Sätze? Was würde sie am liebsten tun?“
„Können Sie es aushalten? Ich meine, es betrifft ja nicht Sie, aber miterleben würden Sie das jetzt.“ sage ich noch recht ruhig und kontrolliert.
„Ich weiß und danke, dass du das noch einmal dazusagst. Und jetzt leg los…“
Eine heftige Lawine platzt aus mir, ich rutsche in den Dialekt, ein wütender Junge brüllt sich den Schmerz aus dem Leib. Dann bekommt er glasige Augen und beginnt zu weinen. Jämmerlich. Verzweifelt. Vergeblich. Bis er erkennt, er ist in seinem Erleben gerade 5 und ihm gegenüber ist nicht seine Mutter, sondern eine großartige Frau, die ihn einfach ausagieren lässt, was so dringend und seit so vielen Jahren darauf wartet, „landen“ zu dürfen.
„Danke Fleur! Sie sind wunderbar!“
Sie könnten das, das spüre ich. Weil Sie nicht manipulierten und das sein ließen, was eben da ist. Für einen Fisch ist das Schwimmen leicht, aber für einen Vogel unmöglich. Es hilft also dem Vogel nicht, wenn es für den Fisch leicht ist. Und wenn es auch illusorische Ängste sind, wenn sie da sind, sind sie da.
Ganz liebe Grüße aus Wien
Christian